Ist das Fashion, oder kann das weg?

Wer kennt das nicht: Der Kleiderschrank quillt über, aber man findet trotzdem nichts zum Anziehen?! Auf den Regalen stapeln sich Sweater, Pullis und Shirts in allen erdenklichen Farben und Mustern und trotzdem ist nichts Passendes dabei? Definitiv ein Wohlstands-Phänomen, dem gut ein Viertel aller Frauen nickend zustimmen kann. Das liegt vor allem daran, dass wir oftmals nur etwa zehn Prozent unserer Kleidung tragen und die anderen neunzig Prozent gekonnt ignorieren. Und dafür gibt es viele Gründe… Einer davon: Wir tragen jede Menge textile Altlasten mit uns herum! Da ist zum Beispiel das Sommerkleid aus dem Ibiza-Urlaub von 2012, dessen Farben schon lange verblasst sind. Die schicke Designer-Hose, die mittlerweile schon zehn Jahre auf dem Buckel hat und unangenehm am Bund kneift. Und was hat das T-Shirt vom Ex-Freund hier eigentlich noch zu suchen? Weg damit! Doch wohin eigentlich…? Wo genau landet unsere aussortierte Kleidung? Was geschieht mit all den Schrankleichen, die wir Jahr für Jahr zu Grabe – oder besser gesagt auf den Müllberg – tragen?

Allein in Deutschland fallen jährlich eine Millionen Tonnen an alter, ausrangierter Kleidung an. Damit könnte man 62.000 LKW füllen und eine mehr als 1.000 Kilometer lange LKW-Schlange von Flensburg bis nach Innsbruck bilden. Kann gar nicht sein? Doch, leider schon. Denn die traurige Wahrheit ist: Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft, die Kleidung mit einer rasenden Geschwindigkeit konsumiert und dabei das Thema Nachhaltigkeit immer mehr hinter sich lässt. In den letzten zwanzig Jahren hat der Verbrauch an Textilien um satte 20% zugenommen. Klar, wer will schon das olle Kleid aus der letzten Saison tragen? Ist ja total out. Und in den Geschäften hängt ja auch schon ein neuer Sommerliebling für gerade mal 15 Euro, an den wir unser Modeherz verlieren können. Das mag jetzt alles ein bißchen harsch und nach erhobenem Zeigefinger klingen, doch angesichts des immer weiterwachsenden gigantischen Müllbergs auf diesem Planeten, darf ein wenig Konsum-Kritik gestattet sein. Was kann Fashionista also tun, wenn sie sich von ungeliebter Kleidung trennen möchte? Wie macht man Schluss mit „Fast Fashion“?

Bewusst Shoppen – Weniger ist mehr

Oberstes Gebot sollte natürlicherweise ein bewussterer Konsum sein. Egal, ob wir nun dem Plastikstrohhalm für immer entsagen, Einwegbecher gegen Keep-cups tauschen oder eben unseren Bedarf und Verbrauch an Kleidung genauer unter die Lupe nehmen. Brauche ich das Teil wirklich? Muss es immer das „Billigste vom Billigsten“ sein, oder spare ich hier vielleicht am falschen Ende? Sollte ich mir nicht besser ein schönes Teil von einem nachhaltigen Label kaufen, das mir länger als eine Saison Freude bereitet und das ich dank einer fairen und umweltfreundlichen Produktion mit gutem Gewissen tragen kann? Your choice!

Tauschen und Verkaufen – Schönes aus zweiter Hand

Wer seine alten Schätze nicht einfach begraben möchte, kann sie auf Kleidertausch- und Verkauf-Börsen wie kleiderkreisel.de oder auf Secondhand-Portalen wie rebelle.com oder vestiairecollective.com anbieten. Letztere haben sich auf den Wiederverkauf von High-Fashion-Pieces spezialisiert und bieten sogar einen Concierge-Service an, der das oftmals lästige Fotografieren, Beschreiben und Onlinestellen übernimmt. Hier finden sich auch echte Vintage-Raritäten von Chanel, Dior oder Yves Saint Laurent!

Spenden – Ausmisten und Gutes tun

Wenn uns das Shopping-Fieber packt, vergessen wir allzu schnell, dass es anderen Menschen nicht so gut geht wie uns. Gerade in der kalten Jahreszeit freuen sich caritative Einrichtungen über wärmende Kleidungsstücke, die sie an Bedürftige verteilen können. Ob der leicht fusselige Winterpulli, die abgelegte Daunenjacke oder Winterstiefel – alles findet einen dankbaren neuen Besitzer. Voraussetzung: Die Sachen sollten in einem guten Zustand sein! Alte Fetzen gehören stattdessen in den Altkleider-Container.

Recyceln – Wiedersehen macht Freude

Aus Alt mach Neu lautet die Devise! Dabei geht es aber weniger darum, alte Kleidungsstücke so umzunähen, dass sie ein zweites Leben geschenkt bekommen – was natürlich auch ziemlich cool ist! – sondern um das Recyceln der Fasern. So kann es passieren, dass aus einem löchrigen Wollpullover in wenigen Produktionsprozessen Füllmaterial für Kissen wird, oder die alte Sporthose taucht plötzlich wieder als Reinigungstuch irgendwo auf. Einige Modelabels verwenden mittlerweile sogar recyceltes Garn für ihre neuen Kollektionen. Bis zu 30% alter Textilien können bei der Produktion von neuen Artikeln zum Einsatz kommen. Bestes Bespiel dafür ist der schwedische Mode-Riese H&M, der das Thema Recycling besonders ernst nimmt und in seinen Filialen seine Kunden dazu aufruft, getragene und ausrangierte Kleidung und Stoffreste (dazu zählen auch alte Handtücher und Wäsche) im Tausch gegen einen kleinen Shopping-Rabatt abzugeben.

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